Zu Besuch in der bayerischen Landeshauptstadt

Die Klassen B13W und F13W traten am Dienstagmorgen den 17.03.2015 schon um 05:30 Uhr ihre Reise nach München an. Begleitet von den Lehrkräften Frau Hain und Herr Kohles begaben wir uns auf die rund dreistündige Busfahrt mit dem redseligen, aufmerksamen und überaus charmanten Busfahrer Adolf.

 

Erste Haltestelle war das Ministerium für Arbeit und Soziales. Dort empfing uns Frau Christine Hofmann von der Landeszentrale für politische Bildung, die als Ansprechpartnerin vor Ort mit uns den Tag verbrachte. Sie führte uns in den Vortragssaal des recht alten Gebäudes, welches aus dem dritten Reich stammt.

Dort erwartete uns Herr Florian Novak, der uns den kompakten Tagesablauf vorstellte und wo wir uns mit liebevoll belegten Brötchen und einer Vielfalt an alkoholfreien Getränken stärken konnten. Nach einer kurzen Einführung übergab er das Wort an seine Kollegin Frau Katharina Eberle, die mit Begeisterung ihren beruflichen Werdegang vorstellte und uns danach einen Einblick über die Asylsozialpolitik verschaffte. Als Referatsleitern für die Planung und den Betrieb für Erstaufnahmeeinrichtungen der Asylpolitik fiel es ihr nicht schwer, ihren Vortrag ohne Präsentation und im freien Vortragsstil in durchstrukturierter Form zu halten. Dies imponierte nicht nur den Lehrern. Frau Eberle machte auf uns einen sehr souveränen und informierten Eindruck als Referentin und konnte die Diskussion geschickt am Laufen halten, indem sie uns als Zuhörerschaft aktiv am Gespräch beteiligte. Die meisten Asylbewerber kommen aus Krisenländern wie Syrien, Irak oder Afghanistan. Das Wort ,,Asyl“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet im übertragenen Sinn Zufluchtsstätte. Menschen, deren Leben in der Heimat bedroht ist, suchen somit Schutz in Europa. Besonders verlockend ist hierbei Deutschland, speziell der Freistaat Bayern. Mit seinen hohen Steuereinnahmen und der großen Einwohnerzahl ist Bayern verpflichtet, rund 15% mehr Asylbewerber aufzunehmen als andere Bundesländer in Deutschland. Durch die beschränkte Anzahl an Unterkünften wie beispielsweise in Zirndorf und in der Bayernkaserne in München reichen die Plätze oft nicht aus.

Die Verpflichtung zur Aufnahme der Asylbewerber ist in der Verfassung des Freistaates Bayern unter dem Artikel 105 mit Hinweis auf den Artikel 16 des Grundgesetzes festgeschrieben. In Deutschland angekommen erfolgt die Erstaufnahme des Asylbewerbers, der sich daraufhin einer Gesundheitsprüfung unterziehen muss, um sich selbst und andere nicht zu gefährden. Das Thema der Flüchtlingspolitik war für uns alle aufgrund des aktuellen Bezuges auch in unserer näheren Umgebung äußerst interessant. Wissbegierig stellten wir unsere Fragen an Frau Eberle, welche diese gelassen und kompetent beantwortete.

Nach dem rund einstündigen Vortrag übernahm Herr Novak wieder das Referat, indem er uns über den Aufbau und die Aufgaben des Staatsministeriums für Arbeit und Soziales informierte. Die bayerische Staatsregierung – bestehend aus dem Ministerpräsidenten Horst Seehofer, den 11 Staatsministern und 6 Staatssekretären – stellt die Exekutive im Freistaat Bayern dar. Seit Oktober 2013 regiert Emilia Müller von der CSU als Staatsministerin für Arbeit und Soziales. Einen Staatssekretär gibt es derzeit nicht. Weiter stellte er uns den bayerischen Sozialhaushalt in Form eines Säulendiagramms dar. Auffällig war hierbei die enorme Steigerung an Ausgaben von rund einer Million Euro in den Jahren 2012 bis 2014. Ausschlaggebend hierfür sind laut Novak die Kostensteigerungen aufgrund der Kinderbetreuung und der Flüchtlingsströme. Die Aufgaben des Staatsministeriums für Arbeit und Soziales gliedern sich in sechs Kategorien: Arbeit, Soziales, Familie, Integration, Frauen und Europapolitik.

Um uns ein genaueres Bild zu verschaffen, statteten wir der Staatsministerin, die allerdings geschäftlich außer Haus war, einen Besuch in ihrem Büro ab. Eine sehr freundliche junge Dame und enge Vertraute von Frau Müller stand uns dafür Rede und Antwort. Sie erklärte uns, dass die Arbeit als Ministerin ein rund 80-stündiger Knochenjob ohne Freizeit ist, vor dem wir nun alle etwas mehr Respekt haben.

Pünktlich um 13:00 Uhr begaben wir uns gemeinsam mit Frau Hofmann in die hauseigene Kantine, wo für unser leibliches Wohl bestens gesorgt war. Anschließend stiegen wir wieder in den Bus, um zur etwa 3 km entfernten Staatskanzlei chauffiert zu werden. Nach einem kurzen Spaziergang um das Gebäude zum leider noch kahlen Hofgarten erhielten wir von Frau Hofmann eine kurze Zusammenfassung über die Geschichte des historischen Gebäudes und der Skulpturen davor. Nach einem gemeinsamen Bild für die Ewigkeit ging es für uns durch den Haupteingang einmal durch das Gebäude der Staatskanzlei, welches mit einer riesigen Fensterfront auf den Hofgarten ausgestattet ist und für eine transparente Politik steht. Da an jedem Dienstagvormittag Kabinettssitzungen stattfinden, fiel unser Rundgang nur sehr mager aus. Einen kurzen Blick durften wir noch in den Presseraum werfen, der mit seiner schallschluckenden Wand sehr zweckmäßig ausgestattet ist. Bei unserem weiteren Rundgang stießen wir auf das ein oder andere Kunstwerk, welches von uns nicht sofort als solches erkannt wurde. Kurze Metallstangen waren beispielsweise zu einem Geflecht zusammengesteckt, das sich mit einem Durchmesser von rund zwei Metern in die Höhe schraubte. Beim Hinunterschreiten der „Himmelsleiter“ vom Büro des Ministerpräsidenten fielen uns außerdem drei Pezziball-große Metallkugeln ins Auge, die aufgrund eines technischen Fehlers nicht mehr funktionieren. Jedoch stehen sie sinngemäß für eine bewegte Politik, die demnach wohl eingestaubt ist?! Vielleicht sollten wir mehr Steuern zahlen, um die Politik wieder in Bewegung zu bringen. Abschließend besichtigten wir die riesige mit rotem Marmor ausgelegte Empfangshalle, in die Horst Seehofer zum jährlichen Weihnachtsempfang einlädt.

Das Highlight des Tages war wohl unser Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Herr Dr. Ludwig Spaenle, der, als wir in den Bus eingestiegen waren und losfahren wollten, auf dem Weg in die Staatskanzlei war. Ein paar Minuten früher und wir hätten noch ein Bild mit ihm machen können… Schade!

Dem Zeitplan gemäß ging es zurück an die Schule in Würzburg, an der wir nach einer langen Fahrt und kurzer Pause um 20 Uhr ziemlich erschöpft aber unversehrt ankamen.

Abrundend lässt sich sagen, dass der Besuch in München ein sehr ereignisreicher, lehrreicher und schöner Tag war, der leider viel zu schnell zu Ende ging und für unsere Nachfolger ausdrücklich zu empfehlen ist!

Lisa Eberth

B13W