Trierfahrt der beruflichen Oberschule – Lateinkurs geht über Leichen

Eine Woche vor den Kalenden des Februars anno Domini MMXVIII machte sich ein kleiner Trupp überaus tapferer und gebildeter junger Lateiner zusammen mit ihrer magistra Frau Girnghuber und in Begleitung von Herrn Stroka auf nach Augusta Treverorum, der „Stadt des Augustus bei den Treverern“, dem heutigen Trier, den alten Transportrouten entlang der Flüsse Rhenus und Mosella folgend.

Prima luce am nächsten Morgen besichtigten wir als ersten Programmpunkt das antike Gräberfeld St. Maximin: Im Untergrund der gleichnamigen Kirche, die heute übrigens zu einer Turnhalle umfunktioniert wurde, erfuhren wir Einiges über antike Bestattungsriten und Legenden über Lokalheilige: So bedeutet beispielsweise das aus dem Griechischen stammende Wort „Sarkophag“ wörtlich übersetzt so viel wie „Fleischfresser“, weil dem früher den Leichen in den Sarg beigegebene Kalkstein die Eigenschaft nachgesagt wurde, den bestatteten Leichnam innerhalb von 40 Tagen – mit Ausnahme der Zähne – verwesen zu lassen. Bei einem Rundgang durch die Katakomben, bei dem auch mehrere Sarkophage überwunden werden mussten, konnten wir dann auch einen Blick auf „Schneewittchen“ erhaschen: die Überreste einer Mumie, die in den 1970er Jahren vollständig erhalten in einem Sarkophag gefunden wurde, jedoch nach ihrer Entdeckung innerhalb kürzester Zeit in sich zusammenfiel.

(St. Maximin; Quelle: trier-info.de)

Nachdem sich die römischen Grabstätten zur damaligen Zeit außerhalb der Stadtmauer befunden hatten, widmeten wir uns post meridiem (im Englischen noch als p.m. erhalten) der Erkundung Triers intra muros: Dazu bildete die berühmte Porta Nigra – das „schwarze Tor“, das ursprünglich einmal hell war – einen der vier Zugänge. Im 11. Jahrhundert beherbergte es den Eremiten und späteren Heiligen Simeon, zu dessen Ehren das Tor anschließend zu einer Doppelkirche umgebaut und der Durchgang zu einem Hügel aufgeschüttet wurde. Nur Napoleon ist es zu verdanken, dass die Porta Nigra heute wieder in ihrem alten neuen Licht erstrahlt.

Schräg gegenüber der Porta befindet sich auch das Wohnhaus des wohl berühmtesten Sohnes der Stadt: Karl Marx, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr mit zahlreichen Ausstellungen begangen wird und der Stadt an der Mosel zahlreiche Besucher aus dem Reich der Mitte bescheren dürfte, nachdem die Chinesen Trier bereits eine überlebensgroße Marx-Statue spendiert haben.

Nun ging es weiter zum Dom und anschließend zur Konstantinbasilika, der riesigen Audienzhalle Kaiser Konstantins, wobei alle einen weiten Bogen um die Gullydeckel machten: auf diesen ist nämlich Petrus – Stadtpatron und Wetterheiliger – abgebildet und angeblich regnet es, wenn jemand auf ihn tritt.

Doch anscheinend muss jemand Petrus gestreift haben, denn auf dem Weg zu den Kaiserthermen begann es plötzlich zu regnen. Zum Glück währte der Schauer aber nicht lange, sodass wir die Thermen mit ihren Heizanlagen (Hypokaustum) und den riesigen Versorgungs- und Abwasserkanälen betreten konnten, ohne Angst haben zu müssen, von den Fluten in die Mosel gespült zu werden.

Ein kurzer Aufstieg zum Amphitheater (von ungebildeten barbari bisweilen als Amphibientheater verunglimpft – o tempora, o mores!) mit anschließender Besichtigung bildete den Schlusspunkt der Führung: Es diente zum einen als Stadttor, zum anderen aber auch der Unterhaltung und dem Amüsement der Trierer, wenn dort wilde Tiere aus fernen Ländern und blutige Gladiatorenkämpfe gezeigt wurden.

Den Abend nach diesem iter magnum ließen wir schließlich mit einer üppigen cena (jedoch ohne Orgie!) beim Italiener ausklingen.

Am Vormittag des nächsten Tages besuchten wir das Rheinische Landesmuseum mit verschiedenen Grabdenkmälern, Inschriftentafeln, Mosaiken et cetera, aber auch ein über 20kg schwerer Goldschatz, der vor gar nicht allzu langer Zeit in der Nähe der Porta Nigra gefunden wurde, konnte besichtigt und sein Gewicht gehoben werden – und unter uns: wer jeden Tag so einen Goldschatz findet, braucht kein zusätzliches Workout mehr!

So stand dann auch getreu dem Motto „mens sana in corpore sano“ der Nachmittag zu freien Verfügung und der Abend wurde mit gemeinsamen Spielen verbracht, bevor wir uns – glücklich aber geschafft – am Sonntag wieder auf die Heimreise machten.