Zwischen den Jahren nutzte die 13G in ihrem Deutsch-Unterricht wenige Stunden zwischen den Leistungsnachweisen, um sich abseits des abiturrelevanten Lehrplans mit Poetry Slam zu beschäftigen. Neben der Theorie und der Historie stand v.a. die Praxis im Fokus – man erprobte sich an kleinen Spielchen aus Poetry Slam oder Impro-Theater, guckte sich verschiedenste Beispiele von Einzel- und Teamslams an, von lustig bis melancholisch, von absurd bis alltäglich, analysierte und schrieb schließlich selbst. Leider war die Zeit wie immer zu knapp und deshalb konnten die Texte nicht mehr überarbeitet, geschliffen, getestet werden. Dennoch sollen hier stellvertretend zwei Roh-Fassungen gezeigt werden, welche von Schüler*innen stammen:
Mondscheinstunden
Ich mag die Nacht, ich hab sie immer schon gemocht.
Die Zeit, wenn der Deckmantel der Dunkelheit sich über die Landschaft legt.
Ich betrete leisen Schrittes noch einmal mein Zimmer und lösche mit den Fingern behutsam den Draht.
Im schwachen Lichtschein des Smartphones flogen meine Füße dem Weg die Treppe hinunter, vor die Tür, die nach draußen führt.
Ganz vorsichtig öffne – und schließe ich sie.
Mit einem tiefen Atemzug spüre ich den Druck, der schon seit Tagen in mit rührt, verblassen.
Mit jedem weiteren Atemzug ebbt er ab, als würde die Dunkelheit ihn verschlucken, als würde sie ihn gewinnen beim Schnick-Schnack-Schnucken, um ihn anschließend an einem anderen Ort weit weg von mir auszuspucken, also vielleicht solltest du dich lieber ducken oder zumindest deinen Stuhl etwas zur Seite rucken, denn glaub mir, wenn er dich trifft, würdest du ganz schön dumm aus der Wäsche gucken.
Ich mag die Nacht, ich hab sie immer schon gemocht.
Mit dem Weg, den ich einschlage, entferne ich mich vom Licht der Stadt. Schritt für Schritt sehe ich mehr Sterne am Himmel und frage mich, ob der kleine Prinz seinen Weg zurück nach Hause gefunden hat.
Ich mag die Nacht, ich hab sie immer schon gemocht.
Poetry Slam, ach Poetry Slam
Nun sitz ich hier im Deutschunterricht
Und bin auf einen Poetry Slam gar nicht erpicht
Doch soll ich jetzt einen schreiben
Hier, spontan, sofort, würde lieber im Bett bleiben
Doch fällt mir nichts ein
Denn ich habe keine Lust der nächste Poetry Slammer zu sein,
der unerfolgreich auf einer dunklen Bühne steht
und danach gestresst nach Hause geht
weil er lieber unpopuläre Küchenphilosophie betreibt
anstatt dass ihm Comedy den nötigen Erfolg verleiht
Aber jetzt mal ehrlich, Poetry Slam, ach Poetry Slam
Was soll denn das Ganze bringen
Warum ist es die Lieblings-Sonntag-Abend-Beschäftigung jeglicher Pädagogikstudenten sich einen Vortrag über banale Alltagssituationen anzuhören?
Auch für die Redner, die bis auf eine Flasche Vodka als Preis nicht viel erwarten können, ist es meist nicht gerade ein Karrieresprungbrett
Es gibt eine Flasche Vodka als Preis?
Da werd ich direkt wieder ganz heiß
darauf einen Poetry Slam zu bestreiten,
doch den Sinn kann ich mir immer noch nicht herleiten.
Denn nimmt man keinen lustigen Podcast auf,
hat man eh keine Chance auf einen guten Verlauf
der Karriere, vor allem im finanziellen Sinn.
Man kann schließlich einfach nicht davon leben seine eigenen Gedanken auf einer Bühne kund zu tun.
Außer natürlich diese Gedanken bringen das Publikum zum Lachen.
Aber jetzt mal ehrlich, Poetry Slam, ach Poetry Slam.
Kann man wirklich noch als Poetry Slammer über banale Alltagssituationen philosophieren und diese
romantisieren, wenn man reich und erfolgreich ist?
Nein!
Denn wenn man reich und erfolgreich ist, ist man definitiv kein Poetry Slammer mehr, sondern Comedian.
Poetry Slam, ach Poetry Slam.
Irgendwann in Schul-Workshops zu enden
Gehört schließlich nicht zu meinen Präferenzen
Deswegen lieber keine Zeit verschwenden
Und mit massentauglichem Humor glänzen
Doch das wars noch lange nicht,
denn wie Felix Lobrecht uns bereits zeigte,
gehört auch ein großer Bizeps zur Pflicht.
Also saß ich immer noch da und reimte
An meinem Poetry Slam, ach Poetry Slam.
StD Frank Salvasohn